Im Rahmen der Energiewende ist es erforderlich, mehr "grünen" Strom von den Offshore-Windparks in der Nordsee in die Metropolregion Rhein-Main zu transportieren. Dies soll unter anderem durch zwei neue Stromtrassen erfolgen, die beide Oberjosbach unmittelbar tangieren:
- Das Projekt ULTRANET, bei dem neue Gleichstrom-Höchstspannungsleitungen an die vorhandene Hochspannungsleitung gehängt werden (betrifft hauptsächlich den Lenzhahner Weg und den Schäfersberg).
- Das Projekt RHEIN-MAIN-LINK, bei dem vier 2 Gigawatt Gleichstrom-Höchstspannungssysteme mit je drei Erdkabeln unmittelbar um Oberjosbach herum verlegt werden.
Rhein-Main-Link
Der Rhein-Main-Link ist Teil einer mehr als 500 km langen Höchstspannungs-Gleichstrom-Leitung von der Nordsee bis zu den Verbrauchern in der Rhein-Main-Region. Sie ist durchgehend als Erdkabeltrasse vorgesehen. Die Trasse soll nach den Planungen des Betreibers Amprion auch unmittelbar an Oberjosbach vorbeilaufen (siehe Karte).
Die dicken Erdkabel werden in etwa 2 Meter tiefen Gräben verlegt. Es sind vier Leitungen mit je drei Kabeln, die mit entsprechendem Abstand in vier einzelne Gräben von je 3,5 bis 5,5 Meter Breite verlegt werden. Die gesamte Trassenbreite beträgt etwa 40 Meter. Während des Baus wird ein bis zu 75 Meter breiter Arbeitsstreifen benötigt, u.a. um die ausgehobenen Erdschichten getrennt voneinander ablagern zu können. Das heißt, alle Bäume, Streuobstwiesen, Sträucher und Hecken auf einer Trassenbreite von ca. 75 Meter werden gerodet!
Nur bei sehr schwierigen Querungen von Hauptverkehrsstraßen, Flüssen usw. kann (!) eine (teure) Bohr- oder Tunnelungstechnik angewendet werden. Diese kann theoretisch auch in Waldgebieten eingesetzt werden, allerdings sind damit nur kürzere Abschnitte realisierbar.
Nach der Verlegung kann der Boden grundsätzlich wieder landwirtschaftlich genutzt werden - auf dem Schutzstreifen über der Kabeltrasse (40 Meter Breite) dürfen jedoch weder Gebäude noch Bäume und Sträucher stehen.
Während die Freileitungstrasse Ultranet bereits 2027 in Betrieb gehen soll, wird mit dem Baubeginn des Rhein-Main-Link nicht vor 2028 gerechnet. Ab 2033 soll dann der erste Strom über die Leitung fließen.
Stellungnahmen zum Projekt
Die Gemeinde Niedernhausen wurde bereits vor dem Start des Planungsverfahrens von Amprion über das Vorhaben "Rhein-Main-Link" informiert und hat dazu eine erste Stellungnahme abgegeben. Sie steht in Kontakt mit Amprion und hat mit betroffenen Nachbarkommunen eine Arbeitsgruppe gebildet. In einer Informationsveranstaltung am 4.9.2024 informierte sie im Gemeinschaftszentrum Oberjosbach interessierte Bürgerinnen und Bürger über den aktuellen Stand des Vorhabens.
Die Bürgerinitiative proWald setzt sich u.a. für eine möglichst schonende Umsetzung und den weitgehenden Erhalt von Wald und Streuobstwiesen ein. Mit dem Bau der unterirdischen Kabeltrasse würden weite Teile des Waldes oberhalb von Oberjosbach (am Nickel) abgeholzt und schützenswerte Streuobstwiesen sowie landwirtschaftlich genutzte Flächen gefährdet. Bäume, Sträucher und tiefwurzelnde Pflanzen sind auf dem Schutzstreifen nicht mehr möglich. Durch die betriebsbedingte Temperatur der Kabel erwärmt sich der Boden und beeinträchtigt das Pflanzenwachstum.
Bürgerbeteiligung
Inzwischen wurde das Planfeststellungsverfahren gestartet, so dass im Rahmen des Beteiligungsverfahrens Stellungnahmen an die Bundenetzagentur abgegeben werden können. Alle Bürgerinnen und Bürger können ihre Bedenken gegen das geplante Vorhaben vorbringen. Laut Amprion können schriftliche Einwendungen / Stellungnahmen noch bis 17.09.2024 eingereicht werden, auch per E-Mail an info@netzausbau.de
Informationen des Projektträgers
Der Projektträger Amprion ist für Planung, Bau, Betrieb und Instandhaltung verantwortlich. Auf seiner Homepage informiert Amprion über das Vorhaben sowie die technischen Grundlagen:
Vorschlagstrasse für die Rhein-Main-Link bei Oberjosbach
Die neue Erdkabeltrasse soll unmittelbar an Oberjosbach vorbei laufen: von Lenzhahn kommend über den Nickel, dann östlich des Lenzhahner Wegs und an der Schindtriescher Hütte vorbei, dann die Straße nach Ehlhalten und den Pfingstweidweg querend unterhalb der Weiberlenner den Josbach und die Niederjosbacher Straße querend hoch zum Hartemußweg und weiter Richtung Bremthal.
Der Kartenausschnitt zeigt den vom Vorhabenträger vorgeschlagenen 250 Meter breiten Trassenkorridor. Innerhalb dieses Korridors wird im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens der exakte Trassenverlauf ermittelt. Für Details kann man die Karte vergrößern.
Allen Angaben ohne Gewähr! Quelle: Amprion (dort kann man durch Verschieben und Hineinzoomen jeden Bereich detailliert anschauen).
Klicken Sie die Symbole an, um mehr Informationen zu erhalten.
Ultranet
Die vorhandene Hochspannungsleitung, die zwischen Niedernhausen und Oberjosbach auch über Oberjosbacher Gemarkung führt, soll durch eine zusätzliche Gleichstrom-Hochspannungsleitung ergänzt werden. Die neue Leitung wird an den vorhandenen Freileitungsmasten aufgehängt, die dafür ertüchtigt werden müssen (neue Isolatoren, einzelne Masten müssen erhöht werden).
Seitens der Bevölkerung bestehen Bedenken gegen die neue Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungstechnik (HGÜ), aber auch wegen der Manifestierung der bestehenden Trasse durch die neue Leitung. Stattdessen wurde eine Verschwenkung vorgeschlagen und gefordert, um die Anwohner in den unmittelbarer Nähe liegenden Wohngebieten zu schützen. Alle Vorschläge dazu wurden jedoch von der Bundesnetzagentur als oberste Genehmigungsbehörde abgelehnt.
Über die Auswirkungen der neuen Gleichstromleitung auf Umwelt und Gesundheit von Mensch und Tier gibt es - trotz vieler Infoveranstaltungen und Artikel im Internet - keine Klarheit. Insbesondere die gemischte Leitungstrasse mit Gleich-und Wechselstrom-Hochspannung ist bisher einmalig!
Ultranet-Gegenargumente
Der Verein Umweltschutz Taunus e.V. (vormals BI Umweltschutz Niedernhausen Eppstein) setzt sich als gemeinnütziger Verein u.a. für Strommasten-freie Wohngebiete insbesondere bei dem Projekt Ultranet ein und stellt auf seiner Homepage seine Sicht auf die geplante Ultranet-Trasse dar.