Rundgang mit dem Förster: Wie geht es dem Oberjosbacher Wald?
Trotz großer Hitze kamen circa 30 Personen an die alte Eiche, um sich vom Niedernhausener Revierförster Christoph Dries über den Zustand des heimischen Waldes informieren zu lassen – ein Thema, das zieht! Angesetzt waren zwei Stunden, aber die Zeit reichte kaum und so ging man in die Verlängerung. Viel zu interessant und erklärungswürdig ist das Thema. Eingeladen hierzu hatte der BUND Niedernhausen.
Der Wald im Klimawandel
Gleich zu Beginn wurde deutlich: Auch unser Wald steht unter Druck. Trockenheit, Hitzeperioden und zunehmende Extremwetterlagen belasten die Bäume. Gestartet wurde mit der Erklärungstour im Wald neben dem Bildungszentrum. Dort ist das Beispiel eines scheinbar intakten Waldes. So, wie man sich einen Wald eben vorstellt. Mit vielen Bäumen und einem Blätterdach. Doch auch hier gibt es schadhafte Bäume. Diese sind nur mit dem geschulten Blick des Försters erkennbar. Denn man muss sie wissen und sehen, die Alarmzeichen: absterbende Äste, verfärbte Blätter, Auftreten von Fruchtkörpern eines Pilzes, kleine Bohrlöcher wie z.B. durch den Eichenprachtkäfer. Dieser bedrängt derzeit die meisten Eichen, nachdem der Borkenkäfer bereits die älteren Fichtenbestände zum Absterben gebracht hat.
Der Förster machte klar, dass der Klimawandel den Wald tiefgreifend verändert und vorausschauendes Handeln erfordert. Hierbei hat der Förster eine große Verantwortung. Er muss seine Bäume im Blick haben und ggf. zum rechten Zeitpunkt entnehmen – auch im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht. Manches lässt sich nicht vorhersehen. Wie zum Beispiel der Baum, der am Silvestermorgen am Einstieg des Geopfades auf die Straße gefallen ist und Gott sei Dank nur einen Zaun beschädigt hat. Hier spielte das Wetterphänomen eines gefrorenen Nebels über mehrere Tage hinweg die „umfallgebende“ Rolle. Tagsüber ist der Nebelniederschlag nicht getaut und nachts kam neuer Nebel hinzu. Der Baumwuchs zum Licht hin gab dann die Fallrichtung zur Straße hin vor.
Dann ging es weiter über den Geo-Infopfad, rechts den breiten Waldweg bis zum Lenzhahner Weg. Dort befindet sich das Gatter, welches in einer Pflanzaktion von der KGV, unter der Anleitung des Försters, neu bepflanzt wurde. Mit dem Aufwuchs zeigt sich der Förster außerordentlich zufrieden. Von dort ging es weiter hoch auf den Lindenkopf. Unterwegs gab es immer wieder viele Fragen der interessierten Teilnehmer, die Herr Dries ausführlich und geduldig beantwortete.

Neue Anpflanzungen für einen zukunftsfähigen Wald
Neben der natürlichen Erneuerung setzt das Forstamt auch auf gezielte Neuanpflanzungen. Dabei kommen zunehmend klimastabile Baumarten zum Einsatz. Auf dem Lindenkopf waren Beispiele für Neuanpflanzungen, in gegatterten Flächen. Hier können die Bäume natürlich aufwachsen. Problematisch wird es dann, wenn zum Beispiel Brombeere und Ginster die kleinen Bäumchen bedrängen. Dann werden diese entsprechend freigeschnitten.
Naturverjüngung: Der Wald hilft sich selbst
Unter der sogenannten Naturverjüngung versteht man das Nachwachsen von Bäumen ohne menschliches Zutun. Wo das prima geklappt hat, zeigte Herr Dries auf dem Rückweg durch den sogenannten „Graben“. Eine Rückegasse ermöglicht den Gang hierdurch – man muss den Weg jedoch kennen. Denn Gestrüpp macht es nicht einfach, hier durchzukommen. Als Highlight der Tour weist er begeistert auf die natürlich entstandene Naturverjüngung hin: eine Vielfalt verschiedenster Bäume. Denn das ist mittlerweile das erklärte Ziel: verschiedenste Baumarten, in verschiedenen Altersklassen. Dies stellt die Grundlage einer zukunftsfähigen und festen Struktur des Waldes dar. Bis zu zwölf verschiedene Baumarten sind dort gewachsen, so zum Beispiel Eberesche, Birke, Buche, Eiche, Mehlbeere, Fichte, Ahorn. Fazit: der beständigste Wald ist der, der sich selbst verjüngt. Durch Abwurf seine Früchte oder aber auch durch die so genannte Hähersaat. Hier sorgt der Eichelhäher für eine weitflächige Verteilung der Früchte durch seine Ausscheidungen. Die Früchte können dann gleich am endgültigen Standpunkt gut Fuß fassen und sich mit ihren feinen Wurzeln sehr gut versorgen. Im Gegensatz zu den Pflanzen aus den Baumschulen; diese müssen sich erst am neuen Standort zurechtfinden, neue Wurzeln bilden, was auf einer kahlen Fläche, die dem Wind und der Sonne stark ausgesetzt ist, recht schwierig ist. Ein stabiler Mischwald soll es jedenfalls sein – ökologisch wertvoll als auch widerstandsfähig gegenüber Krankheiten, Schädlingen und Trockenheit.

Der Wald geht uns alle an
Von der Wärme und dem vielen Input „erschlagen“, gelangte die Gruppe schließlich wieder zum Ausgangspunkt, der dicken, alten und beständigen Eiche an. Die Tour jedenfalls hat Spaß gemacht und unserem Förster merkt man an, dass er für den Wald „brennt“. Nur so kann man mit so viel Leidenschaft und Herzblut über das Thema Wald referieren. Der Rundgang machte auch deutlich, wie komplex und zeitgleich faszinierend die Arbeit im Wald ist. Vieles geschieht langsam und im Verborgenen – aber mit großer Wirkung für kommende Generationen.
Fazit: Eines ist jedenfalls klar – der Wald geht uns alle an und so sollten wir ihn behandeln. Er ist nicht nur ein Wirtschaftsgut, sondern auch ein wichtiger Erholungs- und Lebensraum – für Menschen, Tiere und Pflanzen gleichermaßen. Herr Dries warb für einen respektvollen Umgang mit der Natur, gerade auch in Zeiten zunehmender Freizeitnutzung durch Spaziergänger, Radfahrer und Hundebesitzer.
Herzlichen Dank an Förster Dries für seine Zeit, sein Fachwissen und sein Engagement für unseren heimischen Wald!

Fotos: Rudi Gottschalk